Es ist herrlich, fast schon märchenhaft in diesem Land in Zentralasien. Überall wo man hinguckt, findet man Geschichten aus 1001 Nacht, die lebendig zu werden scheinen. Magische Naturschauspiele, endlose Weiten und eindrucksvolle Bauwerke zieren die Landschaft. Nach Usbekistan reisen war für uns lange ein Traum – jetzt haben wir ihn uns erfüllt und nehmen euch mit durch ein sagenumwobenes Land!
Warum nach Usbekistan reisen?
Auch wenn es noch so schön ist, so ist das Land doch lange Zeit nur ein Reiseziel für Kenner gewesen. Viele fragen sogar zuerst: Wo liegt Usbekistan überhaupt? Die Antwort ist leicht: Das 30-Millionen Einwohner Land befindet sich im Zentrum Asiens. Es grenzt im Nordwesten an Kasachstan, im Osten an Kirgistan und Tadschikistan und im Süden an Afghanistan und Turkmenistan.
Da es an der längsten und ältesten Handelsroute der Welt – der Seidenstraße – liegt, war es früher eines der reichsten Länder. Kein Wunder also, dass es hier solch farbenfrohe und überwältigende Moscheen, Minarette und andere heilige Gebäude gibt! Doch es sind nicht nur sie, die die Besucher und Bewohner gleichermaßen verzaubern. Auch die Natur des Landes mit seinen herrlichen Bergwelten, kristallklaren Seen und die weiten Wüsten lassen Weltenbummler-Herzen höher schlagen!
Reisen durch Usbekistan – eine Studienreise
Nach einigem Hin- und Herüberlegen haben wir uns für eine Studienreise durch Usbekistan entschieden. Warum? Es ist gerade die eindrucksvolle Kultur, die uns so gefiel und wir wollten unbedingt mehr darüber erfahren. Was ist da besser, als einen Reiseleiter dabei zu haben, der einem über alles eine kleine (oder auch große) Geschichte erzählen kann? Der sich super auskennt und einige historische Anekdoten auf Lager hat? Nichts, so unsere Antwort!
Aufbruch in eine andere Welt
So also machten wir uns auf den Weg zu unserer Usbekistan Rundreise. Geflogen sind wir ab Frankfurt/Main etwa 6 Stunden bis nach Taschkent (die Hauptstadt Usbekistans). Der Flug an sich mit Uzbekistan Airlines war ruhig und angenehm, der Service gut – so kamen wir ohne Verspätung, etwas geschafft, aber zufrieden am Abend in unserem Stadthotel in Taschkent an. Hier ruhten wir uns für unseren ersten wirklichen Reisetag aus.
Taschkent – eine Stadt mit vielen Seiten
Es scheint auf den ersten Blick eine seltsame Mischung zu sein: Historische Moscheen mit imposanten Kuppeln stehen in der Nähe von modernsten Gebäuden und sowjetischen Plattenbauten. Doch es ist gerade diese Vielseitigkeit, die die Hauptstadt Usbekistans zu einem wahrlich einzigartigen Erlebnis machen.
5 Dinge, die Sie in Taschkent nicht verpassen sollten
1. Auf den Spuren einer modernen Religion: Die Teleshayakh Moschee
Ihre blauen Kuppeln gleichen dem Himmel und ihr einfacher Bau ist durch bunte Ornamente zu einem wahren Hingucker geworden. Die Teleshayakh Moschee in Taschkent, Usbekistan ist unserer Meinung nach das absolute Highlight der Stadt. Schon von außen bringt sie uns zum Staunen, aber auch ihr Inneres hat viel zu bieten – in der Bibliothek findet man z.B. einige der ältesten Auflagen des Koran. Zudem wird hier dazu angehalten, den Islam in einer modernen Form anzusehen.
2. Wahrzeichen einer Weltstadt: Das Regierungsgebäude
Hochmodern thront es im Zentrum der Stadt – der Sitz der Regierung Usbekistans. Das vollkommen verglaste Gebäude erinnert an Wolkenkratzer in New York und anderen Metropolen der Welt – es ist ein Zeichen für die Entwicklung des Landes. Übrigens: An der Stelle, an der Heute eine Statue von Amir Timur (einem der wichtigsten Militärführer der asiatischen Welt) thront, stand vor Jahren noch ein Abbild Lenins.
3. Von Affären und Intrigen: Der Romanov Palast in Taschkent
Nikolai Konstantinovich war schon lange ein schwarzes Schaf der Familie Romanov – seine Affären waren Thema des Öffentlichen Lebens, was die hoch angesehene Familie nicht tolerieren konnte. Also wurde er kurzerhand aus Russland verbannt. Doch ohne einen wirklichen Schaden davon zu tragen zog Nikolai in sein Sommerhaus in Taschkent – hier konnte er weiter Handel betreiben und ein angesehenes Leben führen. Noch heute ist der kleine Palast in einem nahezu perfekten Zustand und kann von außen besichtigt werden. Die Einblicke, die man in den japanischen Garten und auf die charmante Architektur gewinnt, rechtfertigen auf jeden Fall einen solchen Besuch!
4. Schillernd bunt: Der Broadway Usbekistans
Es ist DIE Hauptstraße der Stadt – der Broadway. Hier tummeln sich kleine Cafés und süße Boutiquen, auf den Straßen sitzen Händler, die ihre Ware in Form von handgemachten Schmuck, Malereien und, und, und bewerben. Zu dieser bunten Mischung nehme man in allen Farben leuchtende Bäume und kleine versteckte Symbole – fast wie in einem modernen Märchen ist es hier.
Tipp! Erkunden Sie die Hauptstraße am besten mit einem Fahrrad – so können Sie einen Eindruck über ihre gesamte Schönheit erhaschen. Fahrräder kann man unkompliziert an vielen Stellen entlang der Straße ausleihen.
5. Eine Zeitreise: Die U-Bahn Taschkents
Um sich in der Stadt zu bewegen, ist es perfekt U-Bahn zu fahren. Die ist nicht nur günstig (etwa 40 ct je Strecke), sondern auch sehenswert! Viele Stationen sind mit alten Öllampen ausgestattet, welche ihnen einen besonderen Flair schenken. Und besonders die Stationen Alisher Navoy, Ozbekiston und Kosmonavtlar verzaubern die Mitfahrer. Sie erzählen eine Geschichte vom Baumwollanbau, die man auf der Fahrt erspähen kann.
Samarkand – auf den Pfaden der Seidenstraße
Etwa 300 km entfernt von Taschkent liegt die „Perle der Seidenstraße“, wie man Samarkand so liebenswürdig nennt. Sie ist der zweite Stopp und die erste historische Stadt auf unserer Rundreise durch Usbekistan. Auf der 5-stündigen Fahrt können wir die Landschaft um uns herum bestaunen – Wüsten und Felder zieren das Äußere des Busfensters – und noch ein wenig entspannen.
Ein genussvoller Abend
Angekommen in Samarkand wurden wir von einer tadschikischen Familie begrüßt. Diese hatte es sich zur Aufgabe gemacht Einheimischen und Besuchern das Nationalgericht Usbekistans in seiner vollkommenen Geschmacksvielfältigkeit zu servieren. Plov ist ein Gericht aus Fleisch, Gemüse und Reis – klingt vielleicht nicht weiter spektakulär, schmeckt aber wirklich vorzüglich (so wie übrigens alle unsere Mahlzeiten auf der Rundreise).
Übrigens: Ganz nach sowjetischen Vorbild trinken auch die Usbeken nach verzehrter Mahlzeit einen Wodka (und bieten diesen auch gern Touristen an).
Eine Stadt mit einer langen Geschichte
Samarkand wurde schon vor Jahrhunderten besiedelt – der Stadtkern ist gut erhalten und strahlt nur so von Highlights für eine Studienreise. Unsere Reiseleiterin Vera hatte zudem auch immer nette Anekdoten auf Lager. Die zahlreichen, farbenfrohen Moscheen, eindrucksvollen Medresen und riesigen Plätze können einem schon einmal den Atem rauben! Unsere drei Favoriten haben wir hier festgehalten.
Unbeschreibliche Eindrücke auf dem Registan-Platz
Angekommen auf dem Registan-Platz hat es uns erst einmal die Sprache verschlagen. Es waren nicht nur die drei mehr als nur imposanten Medresen (theologische Hochschulen) und deren Farbenvielfalt, die uns so beeindruckten, sondern besonders deren Kombination mit den bunten Seidengewändern der Gläubigen, den majestätischen Gebäuden und den zauberhaft-orientalischen Gerüchen in der Luft. Mit einem Schlag befanden wir uns in einer ganz anderen Welt – einer Welt, in der die Märchen und Träume aus 1001 Nacht wahr wurden. Nachdem wir uns wieder gefangen hatten, ging es mit Vera auf einen Rundgang – jede Frage wurde beantwortet und zu jedem, noch so kleinen Gemälde eine interessante Geschichte erzählt. Schade war nur, dass zu der Zeit viele Rekonstruktionsarbeiten stattfanden. Dadurch konnten wir den Registan-Platz nicht in seiner gesamten Pracht erleben – auch wenn er bereits so einen wahrlich unbeschreiblichen Eindruck hinterlassen hat.
Himmlische Ruhe in Gur Emir
Es ist die Grabstätte des wohl wichtigsten, usbekischen Herrschers: Amir Timur bzw. Timur Lenk. Hier in Gur Emir liegt er mit einigen seiner Söhne und Enkeln begraben. Neben dem eindrucksvollen Mausoleum liegt eine Medrese, ein riesiger Gebetsplatz und zwei Schmuckminarette. Alles ist in himmlischen Blautönen gehalten. Mosaike im nächtlichen Schwarzgrau bis ins helle Himmelsblau sind bestückt mit goldenen Highlights – eine wirklich königliche Begräbnisstätte.
Prächtige Säulen in der Bibi Hanim Moschee
Mit ihren über 400 Säulen und ihrem eindrucksvollen Bau ist die Bibi Hanim Moschee nicht nur die schönste, sondern auch die größte Moschee Mittelasiens. Bauen ließ sie Timur zwischen 1399 und 1404 als ein Zeichen seiner Macht. Noch heute thront sie über Samarkand und lockt Besucher aus der ganzen Welt und allen Glaubensrichtungen an.
Buchara – eine lebende Kunstgalerie
Es ist ihre über 1000-jährige Geschichte, die Buchara zu einem Ort mit hunderten interessanten Erzählungen macht – nicht alle davon konnte uns Vera in unserem, leider doch relativ kurzem Aufenthalt hier, berichten. Aber es sind einige spannende Fakten hängengeblieben:
Bucharas Altstadt wird von über 350 Moscheen und 100 Medresen geziert. Seit 1993 gehört der historische Stadtkern zum UNESCO Weltkulturerbe. Die Stadt ist ein wichtiges Pilgerziel für alle Menschen muslimischen Glaubens. Zu Zeiten des Handels auf der Seidenstraße war sie außerdem ein wichtiges Handelszentrum. Vor Ort kann man sogar einige unbeschädigte Bauten aus der Zeit der mongolischen Besiedlung bestaunen.
Eine kleine Oase – Chiva
Chiva liegt wie die anderen Stopps unserer Studienreise durch Usbekistan auch an der Seidenstraße. Quer durch die rote Wüste machten wir uns auf teilweise wirklich schlechten Straßen auf den 9-stündigen und 430 km langen Weg in das Städtchen an der Oasenlandschaft Choresm.
Im Vergleich zu den anderen Städten, die wir bisher gesehen hatten, wirkte Chiva noch älter. Gebäude aus Lehm zieren hier das Stadtbild. Die Moscheen und Medresen sahen alle etwas mitgenommen aus – Restaurationen wurden allerdings schon angeleitet. Nichtsdestotrotz machte die Stadt als Abschluss unserer Reise schon etwas her. Die Wüstenstadt ist förmlich umzingelt von Grün- und Wasseranlagen, in denen man sich auch an noch so heißen Tagen entspannen kann. Die historischen Gebäude erzählen Geschichten von längst vergangenen Zeiten und die Umgebung lädt zu den verschiedensten Freizeitaktivitäten ein. Eine tolle Kombination aus Möglichkeiten, bei denen jeder auf seine Kosten kommt.
Einige Tipps zum Schluss
Nachdem ihr nun neugierig geworden seid, wollen wir euch noch einige Tipps und allgemeine Informationen für eure Usbekistan-Reise mit auf den Weg geben. Zum einen ist die Landessprache zwar das seltene Usbekisch, jedoch sind auch die tadschikische Sprache und das Russische weit verbreitet. Sich hingegen selbst, ohne Reiseleitung und auf Englisch durchzukämpfen kann zwar funktioniert, erweist sich aber als sehr schwieriges Unterfangen.
Das Wetter in Usbekistan, oder: die perfekte Reisezeit
Die Winter sind kalt, die Sommer enorm heiß. Es empfiehlt sich also aus unserer Erfahrung im Frühling oder Herbst nach Usbekistan zu reisen. Auch zu diesen Jahreszeiten können gut und gern mal 40°C in der Wüste herrschen, das ist dann jedoch eher die Ausnahme zur Regel.
Die Religion Usbekistans
Im Grunde ist das Land ein islamisches. Knapp 90% der Bevölkerung verfolgen den sunnitisch-islamischen Glauben. Weitere 8% sind russisch-orthodoxer Religion. Jedoch sind die Usbeken sehr weltoffen und lassen sich nicht von ihren Religionen beschränken – selbst große Feiertage wie der Ramadan haben in den Großstädten kaum Einfluss auf das öffentliche Leben.
Sonst noch gut zu wissen
Bezahlt wird in usbekischen Soums. Diese lassen sich in den zahlreichen Wechselstuben unproblematisch eintauschen oder an Bankautomaten mit einer Kreditkarte abheben. Ein Visum muss vor Antritt der Reise in einer Auslandsvertretung der Republik Usbekistan in Deutschland ausgestellt werden. Der Pass muss bei dieser Beantragung noch drei Monate über den voraussichtlichen Reiseantritt gültig sein. Homosexuelle Männer sollten ihre Liebe auf den usbekischen Straßen nicht zu offen zeigen, denn die homosexuellen Handlungen zwischen Männern sind strafrechtlich verboten. Verstößen werden nur selten geahndet – darauf anlegen sollte man es trotzdem nicht. Für homosexuelle Frauen gibt es eine solche Regelung übrigens nicht. Auch so muss man sich als Frau in Usbekistan keine Sorgen machen und kann die Studienreise in vollen Zügen genießen.